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© Ventil Verlag UG (haftungsbeschränkt) & Co. KG, Mainz, März, 2014
Abdruck, auch in Auszügen, nur mit ausdrücklicher Erlaubnis des Verlages.
Alle Rechte vorbehalten.
1. Auflage 2014
ISBN 978-3-95575-019-0
Beiliegende CD in Kooperation von ZickZack und Eastblock Music
Mastering: Master + Servant, Hamburg
Technischer Support: Holger Karas (Rechner), Jennifer R. Hoffert (Reproduktionen)
© + ℗ ZickZack 2014
LC 09283
GEMA
All Rights Reserved
Штрихкод (книга): 9783955750190
CD матрица: YA 3274-2 AE44253-01
SID код матрицы: ifpi L573
SID код пресс-формы: IFPI 9723
Текст на внутр. кольце: нет
Примечания
- Brygada Kryzys: WarSaw (3:05)
Tomasz Lipiński, Robert Brylewski / Tomasz Lipiński, Robert Brylewski
Unveröffentlicht, 1982, Polen
Englischsprachige Version des in der Belgrader Originalaufnahme von 1981 verlorenen BK-Klassikers „Wojna“ aus den im März 1982 passierten Studio-Sessions für das im gleichen Jahr erschienene so genannte schwarze Album, die erste offizielle Underground-LP in den Staaten des Warschauer Pakts, dessen Gründungsort zu jenem Zeitpunkt ganz real im Kriegszustand war.
- Disciplina Kičme!: Nemoj (3:45)
Dusan Kojic / Dusan Kojic
Album „Sviđa Mi Se Da Ti Ne Bude Prijatno“, Helidon, 1983, Jugoslawien/Serbien
Dr. Johannes Ullmaier: „Drum’n’Bass für Titos Waisen“
Eine so noch nie und auch nie wieder gehörte Post-Punk-Funk-Explosion aus Belgrad.
- Borghesia: Divlja horda (2:57)
Borghesia / Borghesia
Unveröffentlicht, 1983, Jugosiawien/Slowenien
Erste und bisher nur als Videosoundtrack zugängliche Version des 1984 auf der Konzept-Compilation „84“ veröffentlichten frühesten Hit-Songs der Sound-, Video-kunst-, Klubkultur- und Gay Rights-Pioniere von Borghesia.
- A.E. Bizottság: Pek-pek (5:51)
István Zámbó / László Lugossy
Unveröffentlicht, 1985, Ungarn
Produziert von Andras Wahorn als Soundtrack für einen nicht mehr beendeten Film von Gabor Bódy. Hier erstmalig für die Nachwelt zu hören — und zwei andere Perlen aus dieser letzten Session der hier jazzig verdreht groovenden Band harren noch der Veröffentlichung.
- Novi Kompositori: Maxlndustry (4:20)
Igor Verichev / Valera Alakhov
Unveröffentlicht, 1985, UdSSR/Russland
Ein eher experimentell krachiges Stück der späteren Rave- und Ambient-Pioniere aus Leningrad, das 1987 in veränderter Form auf der Populjarnaja Mechanika-LP „Insect Culture“ verwendet und für „Go Ost!“ aus dem Archiv geborgen wurde.
- Izrael: Mania (2:45)
Izrael / Izrael
„Duchowa Rewolucja Część II“, 1987, Polen
Antibabylonische polnische punky Reggae-Wucht mit Waldhorn im Bläsersatz, aufgenommen 1987 für die geplante zweite „Duchowa Rewolucja“-LP, die allerdings erst 1991 auf Kassette und später zusammen mit dem ersten Teil auf CD erschien.
- Graschdanskaja Oborona: Vsyo kak u lyudey (7:02)
Jegor Letow
„Zdorovo i vechno“, 1989, UdSSR
Der legendärste und umstrittenste Punk und musikalische Protestdichter der Sowjetunion und später Russlands aus seiner produktivsten Phase mit seiner Band Graschdanskaja Oborona und Backing-Vocals seiner nicht minder legendären Freundin Janka (Diagilewa). R.I.P.
- J.M.K.E.: Tere Perestroika (2:39)
Villu Tamme / Villu Tamme
LP „Külmale maale“, 1989, Stupido Twins, UdSSR/Estland
Ein ironischer Abgesang auf die Erneuerung der Sowjetunion, deren Bestandteil die Sozialistische Sowjetrepublik Estland damals noch war. Geschrieben 1987, Gewinner eines estnischen Songwettbewerbs 1988, ein Hit in Finnland 1989 und heute Teil der nationalen Identitätskonstruktion.
- Vágtázó Halottkémek: Indulok (4:10)
Atilla Grandpierre, VHK / Atilla Grandpierre, VHK
LP „A Világösztön Kiugrasztása“ / „Jumping Out The World — Instinct“, Sonic Boom / Alternative Tentacles, 1990, Ungarn
Kosmisch rasender Schamanenrock ohne Gnade, aufgenommen live in Mannheim und kurz darauf übernommen vom legendären Label Alternative Tentacles.
- Kampec Dolores: Levitacio (2:51)
Csaba Hajnoczy, Gabi Kenderesi / Csaba Hajnoczy, Gabi Kenderesi
LP „Levitacio“, Points East, 1991, Ungarn
Anfang Oktober 1989 in der DDR, genauer in Wilhelmshagen bei Berlin aufgenommene und später bei Chris Cutlers Points East-Label veröffentlichte zauberhafte Avant-Weltmusik.
- F.P.B.: Listícko (2:33)
Miroslav Wanek / Oldřich Mikulášek
LP „Kdo z koho, ten toho“, N.A.R. Records, 1991, ČSFR
Eine hochenergetische Wiederaufnahme des klassischen Materials der Fourth Price Band aus Teplice aus den Jahren 1981 bis 1985, bei dem „Punk trifft Poesie“ wirklich einmal stimmt, denn die Band vertont hier den Dichter Oldřich Mikulášek.
- Už Jsme Doma: Nemilovaný Svět (2:47)
Miroslav Wanek / Miroslav Wanek LP „Nemilovaný Svět“, Panton, 1991, ČSFR
Die „ungeliebte Welt“, besungen auf der zweiten Už Jsme Doma-LP, und ein schönes Beispiel für den ganz eigenen UJD-Soundsonderweg zwischen Post-Punk und Jazz, hier gekrönt durch ein Chor-Finale.
- Armia: Przebłysk 5 (2:58)
Armia / Tomasz Budzyński
LP „Legenda“, Wifon, 1991, Polen
Eine stürmende Hymne auf das (in diesem Fall wohl göttliche) Licht, vorgetragen von der Anti-Armia zum Höhepunkt ihres Schaffens, auf dem Gipfel eines Gebirges aus Gitarrenwällen, überflogen von Drum-Gewittern, Poesie-Shouting und Waldhorn-Drohnen.
- Dezerter: Ku Przyszłości (3:41)
Robert Matera / Krzysztof Grabowski
Single „Dezerter“, Nikt Nie Nie Wie, 1993, Polen
Eine notwendige Aktualisierung der Dezerter-Hymne von 1983, die zehn Jahre später mit Unterstützung von Katarzyna Nosowska gegen den zurückgekehrten Kapitalismus rocken.
- Röövel Ööbik: Change (Ballad of Barbie & Ken) (4:28)
Röövel Ööbik / Röövel Ööbik
MC „Psychikosmos“, Kosmos Control, 1994, Estland
Zappelnder Magnetband-House, entnommen einer in Alu-Folie gefassten Kassette der Esti-Indie-Rock-Helden, die kurz zuvor noch quirlige Gitarrenpop- und Shoegaze-Sounds für eine John Peel-Session einspielten, nun aber sich auf den später als Una Bomba beschnittenen Weg in die elektronische Tanzhalle machten.
- AuktYon: Blagovest (2:58)
AuktYon / Welimir Chlebnikow
CD „Zhilets Vershin“, SBI Records, 1995
Vertonung des futuristischen „Zaum“-Spracherfinders Welimir Chlebnikow (1885–1922) durch die hier ganz zarten Ex-Leningrader, auf deren filigraner Klangwolke der eher ungemütlich wirkende Chvost rezitiert.
- Korai Öröm (Al-haca Mix): Music fi last (3:21)
Korai Öröm, Al-haca
CD „Volume Zero“, 2007, The Lollipoppe Shoppe, Ungarn
Budapest im Worldmusic-Groove trifft Greifswald in dub im Ostudio.
„Something to stay ...“ - um das präludierende Sample zu zitieren. Nicht nur in der eigenen Erinnerung, sei hinzugefügt.
- Nu & Apa Neagră: Saşa-Liviu Stoianovici Remix #3 (4:29)
Unveröffentlicht, 2013, Rumänien
Exklusiv für „Go Ost!“ angefertiger Remix seines Projekts Nu & Apa Neagră von Saşa-Liviu Stoianovici, der die sowieso schon irrlichernden Psychosounds noch einmal durch ganz dunkle Klangtäler schickt.
- Autopsia: IV Essays (1) (3:15)
Autopsia
„Live at Divus 24.12.2013“, online, Tschechische Republik/Ex-Jugoslawien Aus einem Weihnachtssoundclash im Prager Verlagshaus Divus: indische Rhythmik trifft moderne Klassik im Orgel-Kollaps. O-Ton: „Some say: it’s boring. I say: philosophy must be boring!“
Sibirien-Punk & NazBol & Massive Attack po russki
Tallinn 1995: Auf Empfehlung von Villu Tamme (siehe Estland-Exkursion) kaufe ich Jegor i Opisdenewschije, als Projekt wohl der Kreativhöhepunkt des Schaffens von Jegor Letow, der seine 1984 in Omsk gegründete Kult-Punkband Graschdanskaja Oborona gerade kurz ruhen ließ, sich aber weiterhin dem Nebenprojekt Kommunism widmete und mit Janka Djagilewa arbeitete, der herzzerreißend intensiven Folkpunk-Chanteuse, die zu jenem Zeitpunkt aber schon ein Jahr tot ist, „ins Wasser gegangen“ wahrscheinlich. Ein Gestrüpp aus unzähligen Alben, verwirrend vielfältigen Kooperationen und ideologisch verstörenden Verweisen, durch die ich mich noch immer schlage, ohne allzu weit gekommen zu sein. 1995 jedenfalls ist Jegor Letow gerade neben Sergei Kurjochin eines der bekanntesten Gesichter der Nationalbolschewistischen Partei von Eduard Limonow und damit in querfronthafter Radikalopposition gegen das neue Russland Jelzins. Aber zu NazBol und russischer radikaler Kunst der Neunziger schlage man in Zonic #20 nach und zu NazBol allgemein seien die kritischen Betrachtungen in Nummer 13 der Berliner politisch-literarischen Zeitschrift Gegner empfohlen.
Wiesbaden, Go-East-Filmfestival 2010: Der hoch-ästhetische Film „The Revolution That Wasn’t“ der Russin Aliona Polulina, eine estnisch-finnische Produktion, schafft es, die gesellschaftliche Spannung vor der Wahl von 2007 einzufangen mit einem einfühlsamen Porträt verschiedener Nationalbolschewisten, die seit der Parteigründung aktiv auf die Revolution warten. Die natürlich wieder nicht kommt.
St. Petersburg, 2012, zu Besuch bei Konstantin „Kusma UO“ Rjabinow: der Ex-Graschdankaja Oborona/Kommunism/Jegor i Opisdenewschije-Bassist und Spieler anderer Instrumente sitzt im Nachrausch, mittels von uns mitgebrachter Bierdosen nach-füllend, im Jerusalem-Touristen-T-Shirt („meine Lieblingsstadt“) in seiner Küche und schweigt freundlich grinsend zu fast allen Fragen. Über ihm hängt ein selbst bemalter Teller, darauf eine leicht krakelige Hakenkreuz-Fahne. Ich bin leicht verstört von der Jasper-Johns- oder Raša-Todosijević-Geschirr-Adaption. Emil jedoch meint später fast schon ungehalten ob meines Fremdeins, die Russen seien halt anders, also von mir (als Westeuropäer) nicht zu verstehen.
Herbst 2013: Adam Curtis, britischer Filmemacher und „visual artist“, aber auch Betreiber eines extrem interessanten Blogs mit BBC-Materialien, darunter auch von ihm wunderbar aufbereitetes aus den späten sowjetischen Achtzigern und deren nach oben kommendem Underground, nimmt in seine überwältigenden Multimedia-Shows „Massive Attack V Adam Curtis“ auch das Graschdanskaja Oborona-Stück „Wsjo idjot po planu“/„Alles läuft nach Plan“ und ein Lied von Janka auf, das Elizabeth Fraser wie stets engelhaft performt, beides in einem Fast-Russisch gesungen.